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Projekte

5G in der beruflichen Bildung

Was bringt die 5G-Technologie für die Ausbildung? Welche Lernszenarien lassen sich damit entwickeln? Wo liegen die Vorteile und wo die Grenzen? 

Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des Projekts 5G Lernorte OWL. Die Digitalisierung veränderte die Arbeitswelten in rasantem Tempo. Technologien wie 5G eröffnen dabei nicht nur neue Möglichkeiten in der Industrie, sondern auch in der beruflichen Bildung. Wie diese Potenziale in der Ausbildung genutzt werden können, stand im Mittelpunkt des Projekts 5G-Lernorte OWL, das vom 1. August 2022 bis zum 31. Dezember 2024 umgesetzt wurde. Initiiert von der OstWestfalenLippe GmbH und unterstützt von Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung, hatte das Projekt zum Ziel, die Vorzüge und Grenzen der 5G-Technologie für die Ausbildung zu erforschen und praktisch anzuwenden. 

Digitale Kompetenzen in die Ausbildung integrieren

Im Fokus des Projekts stand die Entwicklung von Lernszenarien, die speziell auf gewerblich-technische und kaufmännische Berufe zugeschnitten sind. 

Berufe wie Werkzeugmechaniker/-in oder Industriekaufleute profitieren von praxisnahen Ansätzen, die digitale Kompetenzen fördern und reale Arbeitsbedingungen simulieren. 

Darüber hinaus richtete sich das Projekt auch an Lehrkräfte, Ausbildende und Fachkräfte, um diese gezielt für die Anwendung von 5G zu qualifizieren. 

Zudem ging es auch um die Frage, inwieweit sich die Vorteile der 5G-Technologie für inklusive Ansätze nutzen lassen. 

In Kooperation mit Werkstätten für Menschen mit Behinderungen wurden Möglichkeiten erforscht, wie 5G-Technologien dazu beitragen können, Barrieren am Arbeitsplatz zu überwinden und Menschen mit Beeinträchtigungen stärker in die Arbeitswelt zu integrieren.

Infrastruktur ist essenziell

Der Erfolg des Projekts basierte auf einer modernen 5G-Infrastruktur, deren Aufbau jedoch mit hohen Kosten und administrativen Hürden verbunden war. 

In den beteiligten Berufskollegs in Gütersloh – dem Carl-Miele- und dem Reinhard-Mohn-Berufskolleg – wurde ein eigenes 5G-Campusnetz aufgebaut, während in den Berufskollegs in Paderborn – dem Richard-von-Weizsäcker- und dem Ludwig-Erhard-Berufskolleg – mit dem öffentlichen 5G-Netz getestet wurde. Die Netzwerke ermöglichten die Vernetzung der Lernorte. 

Dank der hohen Bandbreite, niedrigen Latenzzeiten und Stabilität von 5G konnten Echtzeitdaten übertragen, immersive Technologien eingesetzt und neue Ansätze der Produktionssteuerung erprobt werden.

Eine Heatmap zeigte im Jahr 2023 im Rahmen der Testmessung den optimalen Standort der 5G-Antennte am Carl-Miele-Berufskolleg in Gütersloh. Bildquelle: OstWestfalenLippe GmbH

Lernszenarien und Praxistransfer

Ein Herzstück des Projekts waren die Lernszenarien, die auf verschiedene Berufsfelder zugeschnitten waren. Aufgrund der komplexen Infrastruktur erwies es sich mitunter als Herausforderung, diese Lernszenarien zu entwickeln und in der Praxis zu erproben. 

Für die gewerblich-technischen Berufe wurden Szenarien wie die Fernwartung eines 3D-Druckers mit Augmented-Reality-Technologie oder das Energiemanagement mit 5G entwickelt. 

Im Fall der kaufmännischen Berufe ging es um die Gestaltung von Online-Marketingmaßnahmen und eine dynamische Preisgestaltung. 

Durch die Kombination von Theorie und Praxis lernten die Teilnehmenden, wie 5G-Technologien in realen Arbeitsumgebungen angewendet werden können. 

Ein weiterer innovativer Ansatz des Projekts war die Verknüpfung von Lernorten. Mithilfe von 5G wurden Berufskollegs, Unternehmenswerkstätten und die SmartFactoryOWL in Lemgo miteinander verbunden. So entstanden hybride Lernumgebungen, in denen sowohl technische als auch kaufmännische Aspekte der Produktion gemeinsam betrachtet werden konnten.

Meilensteine und Hürden

Im Projekt wurden wichtige Meilensteine erreicht: Die technischen Grundlagen wurden geschaffen, Lernszenarien erfolgreich implementiert und Lehrkräften sowie Ausbildende geschult. 

Das Feedback war durchweg positiv: Durch den praktischen Einsatz von 5G ist nicht nur die Qualität der Ausbildung gestiegen, sondern auch das Interesse der Auszubildenden an digitalen Technologien. Im Verlauf stieß das Projektteam jedoch auch auf Herausforderungen: Die Einrichtung der 5G-Infrastruktur erwies sich als komplex, insbesondere im Hinblick auf die Abstimmung mit bestehenden IT-Systemen. 

Vor allem der langfristige Einsatz von Campusnetzen ist mit hohen Kosten und administrativen Herausforderungen verbunden. 

Um praxisgerechte Lernszenarien zu entwickeln, war außerdem eine enge Abstimmung der Projektpartner erforderlich, die dank der guten Vernetzung und des Austauschs untereinander gelang.

Blick in die Zukunft

Im Dezember 2024 wurde das Projekt abgeschlossen. Auf der Projekthomepage können alle Interessierten die Projektergebnisse einsehen und nutzen. 

Die entwickelten Lernszenarien sollen zukünftig in weiteren Berufskollegs und Unternehmen zum Einsatz kommen. Werden die Infrastruktur und das Wissen dauerhaft etabliert, ist die berufliche Bildung für zukünftige Herausforderungen gut gerüstet. 

Das Projekt 5G Lernorte OWL hat in Theorie und Praxis gezeigt, wie neue Kommunikationstechnologien die berufliche Bildung verändern können. Ausgestattet mit den digitalen Kompetenzen rund um diese Technologien, sind Auszubildende, Lehrkräfte und Unternehmen gut auf die Anforderungen der Zukunft vorbereitet. 

Ansprechpartner

Alexander Bröckelmann