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Beratung

Berufsbildende Schulen zertifiziert

In Kooperation mit elf Bundesländern bietet die Nachwuchsstiftung Maschinenbau Beruflichen Schulen im gewerblich-technischen Bereich seit vielen Jahren eine Zertifizierung an, die die hohe Ausbildungsqualität und die gute Ausstattung der Schulen dokumentiert. 

Für die Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg bezieht die Zertifizierung seit 2024 alle schulischen Bereiche der digitalen Fertigungsprozesse ein. 

Gemeinsam mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, den Fachberaterinnen und -beratern aus Schulverwaltungen und fachkompetenten Lehrkräften aus den Beruflichen Schulen wurde ein Leitfaden für die Auditierung und ein Kriterienkatalog entwickelt. Er bildet die Grundlage für eine Zertifizierung, die die Einbindung von Themen der Industrie 4.0 im schulischen Handlungsfeld prüft.

Teilnahme am Zertifizierungsprozess ist freiwillig

Besteht eine Schule das Audit, erhält sie das „Qualitätszertifikat“ für den Bereich der rechnergestützten Fertigung bzw. der digitalen Fertigungsprozesse durch das jeweilige Landesministerium in Kooperation mit der Nachwuchsstiftung Maschinenbau. Im Fokus der Zertifizierung steht, wie die jeweilige Schule die CAD/CAM- und CNC-Prozesskette bzw. die digitalen Fertigungsprozesse nach dem Prinzip der vollständigen Handlung in Lernsituationen im Unterrichtsprozess abbildet. 

Bei Interesse können sich Berufliche Schulen für die Zertifizierung bewerben. Die Zulassung der Schulen erfolgt dabei in enger Abstimmung mit Vertretern der Schulaufsicht der Länder. Zum Auditorenteam gehören dann Aufsichtsbeamte, Fachberaterinnen und -berater dieser Schulaufsicht sowie Vertreter der Nachwuchsstiftung. 

Lehrkräfte der Feintechnikschule Villingen-Schwennigen präsentieren dem Auditorenteam das Industrie 4.0-Konzept.

Wie läuft die Auditierung ab?

Zur Vorbereitung des Audits ist die Schule gefragt, Unterlagen auf Basis des Kriterienkatalogs einzureichen. Dabei geht es vor allem darum, darzustellen, wie die Fachinhalte im Unterricht umgesetzt werden. Zum Beispiel könnte gezeigt werden, wie Lernfelder aus den Lehrplänen in Form von didaktischen Jahresplanungen für unterschiedliche Bildungsgänge umgesetzt werden und welche Lernsituationen dafür ausgearbeitet wurden. Auch Projekte oder besondere schulische Aktivitäten im Bereich der Lernortkooperation können hier aufgeführt werden. Grundsätzlich orientiert sich die Zertifizierung an den im jeweiligen Bundesland geltenden Unterrichtsrichtlinien. 

Die nächsten Schritte der Auditierung finden dann in der Schule selbst statt: Ein Rundgang durch die schulischen Räume und Labore vermittelt einen Eindruck von der Arbeitsatmosphäre und der Ausstattung der Schule. Es folgt ein strukturiertes Gespräch mit allen Beteiligten und der Schulleitung mit dem Ziel, die schulischen Stärken und mögliche Entwicklungsbedarfe in einem konstruktiven Dialog zu ermitteln. Nach dem Gespräch erhält die Schule eine kurze Ergebnisdarstellung sowie einen differenzierten schriftlichen Abschlussbericht – und im besten Fall ein Zertifikat, das die hohe Ausbildungsqualität und die gute Ausstattung honoriert. 

Zwei Erfolgsbeispiele

Im Jahr 2024 haben zwei Berufliche Schulen den Zertifizierungsprozess erfolgreich durchlaufen: die Feintechnikschule Villingen-Schwenningen sowie das Berufliche Schulzentrum für Gesundheit, Technik und Wirtschaft (BSZ) des Erzgebirgskreises „Erdmann Kircheis“ in Aue. Die Feintechnikschule Villingen-Schwenningen (FTS VS) wurde 2014 als eine der ersten Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg zertifiziert und überzeugte nun im 2. Re-Zertifizierungsaudit erneut: Entscheidend dafür war, dass die FTS VS außerordentlich viele der abgefragten Kriterien für die Umsetzung der Prozesskette im Bereich digitalisierter Fertigungsprozesse und digitalem Lernen in einem hohen Maß erfüllt. 

Dies betrifft das pädagogische Konzept, die erstellten Kompetenzraster und Lernwegelisten zu den Lernsituationen, die technische Ausstattung der Schule, die Umsetzung des I4.0-Gedankens in der Smart Factory sowie die Qualifizierungsmaßnahmen. Die Empfehlungen des Erstaudits hatte die FTS VS umgesetzt und damit die Vorgaben des Kriterienkatalogs mehr als erfüllt. Gegenüber den Zertifizierungen 2014 und 2019 ist besonders die Weiterentwicklung der Smart Factory – ganz im Sinne des Industrie 4.0-Gedankens - hervorzuheben. Die Zertifizierungsurkunde wurde auf der diesjährigen AMB an die Vertreter der Schule überreicht. 

Die erste Zertifizierung der FTS VS hatte eine große Wirkung nach innen wie nach außen: Sie bestärkte das Lehrpersonal in seiner bisher geleisteten Arbeit, die diese Zertifizierung als große Wertschätzung empfanden. Zudem gilt die FTS VS seither als regionale Vorzeigeeinrichtung für zukunftsweisende berufliche Bildung. Das Berufliche Schulzentrum (BSZ) für Gesundheit, Wirtschaft und Technik des Erzgebirgskreises "Erdmann Kircheis" wurde 2024 erstmals zertifiziert und überzeugte durch den konsequenten Einsatz moderner Technologien – beispielsweise von 3D-CAD-Systemen, wie Inventor, Solid Works und CATIA, einer CAD-CAM-Kopplung und einem CAQ-Bereich in Form eines Messtechnikraums. 

Die Ausbilderinnen und Ausbilder werden im Einsatz dieser Technologien ständig geschult. Das Lehrkräfteteam zeichnet sich durch ein außergewöhnliches Engagement und eine hohe fachliche Kompetenz aus. Die Schul- und Abteilungsleitung unterstützen die Kolleginnen und Kollegen bei der Beschaffung von Ausstattung, Fortbildung und Unterrichtsentwicklung. Die Vorgaben des Kriterienkatalogs hat das BSZ Erzgebirgskreis in besonders hohem Maße erfüllt. Die Zertifizierungsurkunde wurde am 9. Dezember 2024 in einem Festakt in der Schule überreicht.

Erfolgreiche Zertifizierung - Dem BSZ des Erzgebirgskreises “Erdmann Kircheis” wurde am 09. Dezember 2024 das Qualitätszertifikat durch die Nachwuchsstiftung Maschinenbau und dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus verliehen.

 

Schon 21 zertifizierte Schulen

Insgesamt sind mittlerweile 21 Schulen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen zertifiziert. 

Das Zertifikat ist fünf Jahre gültig - eine Re-Zertifizierung ist möglich. Während der Gültigkeitsdauer des Zertifikats kann die Schule damit Werbung für ihre Bildungsgänge machen. Zertifizierte Schulen werden als besondere Kooperationspartner in die Arbeit der Nachwuchsstiftung einbezogen. So werden die schulischen Aktivitäten auf Branchenmessen präsentiert oder regionale Fortbildungsveranstaltungen an der Schule durchgeführt. 

Für das aktuelle Schuljahr 2024/2025 liegen bundesweit vier Interessenbekundungen bzw. Bewerbungen für eine Zertifizierung vor. Möglich ist eine Zertifizierung in Bundesländern, die eine offizielle Kooperationsvereinbarung mit der Nachwuchsstiftung Maschinenbau unterschrieben haben.

Ansprechpartner

Gerd Schlimm